Wie begegnen wir anderen Religionen? (Zur Ausstellung Weltreligionen, August 2012)

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Vor 40 Jahren war Deutschland noch nominell ein christliches Land. Heute steht die Kirche zwar noch im Dorf, aber kaum einer geht hinein. Zugleich aber gibt es Millionen Menschen mit muslimischem Glauben, ist buddhistisches oder esoterisches Gedankengut weit verbreitet. Und so fragt sich: Wie können wir Christen Menschen anderen Glaubens begegnen? Und wie gehen wir mit anderen Religionen um?

Dazu möchte ich 6 Thesen als Anregung geben. Um Menschen anderen Glaubens begegnen zu können….
1) …brauchen wir eine Identität als Christen, muss unser eigener Glaube als bewusst und stark sein. Wir müssen unsere Identität als Christen kennen und leben, um in einer multireligiösen Gesellschaft bestehen zu können. Was sollten wir Andersgläubigen auch sagen können, wenn das unklar ist? Unverzichtbar für unseren Glauben ist es etwa, Jesus als Sohn Gottes und unseren Erlöser zu bezeugen, die Bibel zu kennen und zu lieben, sowie diesen Glauben auch zu leben. Um einen Anderen in seinem Glauben ernst zu nehmen, müssen wir erst unseren eigenen Glauben kennen und ernst nehmen.
2) …müssen wir den Kern des Evangeliums kennen und von den Rändern unterscheiden. Um heute unseren Glauben zu bewahren, brauchen wir Klarheit im Zentralen und Flexibitliät am Rande. Zur Zeit von Jesus hielten die Pharisäer alles für gleich wichtig und isolierten sich von allem „unreinen“. Die ersten Christen waren anders. Sie durchdrangen die römische Welt, pflegten Freundschaft mit Nichtchristen (1.Kor 10,27), kauften rituelle Lebensmittel (V.25), gingen auf private Feiern in die Tempel (1.Kor 8,10) und bewahrten dabei den Kern ihres Glaubens.
Darf ich in einen Laden gehen, in dem eine Buddha-Statue steht? Ich würde sagen: „Ja!“ Darf ich hinein gehen, wenn oder weil dort ein buddhistisches Ritual gefeiert wird? Ich meine „Nein, keinesfalls!“
3) …müssen wir die Menschen anderen Glaubens lieben. Gott liebt alle Menschen und es ist unsere Pflicht, das auch zu tun. (Mt 5,45ff). Dürfen wir uns also Andersgläubige ignorieren, verachten oder ihnen schaden? Nein! Dürfen wir mit ihnen essen, befreundet sein, Anteil an ihrem Leben nehmen? Ja. Die Liebe zu Andersgläubigen, die Bereitschaft und das Verlangen die Distanz zu überwinden, sollen geradezu ein Kennzeichen der Christen sein!
Ich würde nicht an einem muslimischen Gottesdienst teilnehmen. Aber als der siebenjährige, libanesische Schulfreund unseres Sohnes starb und von einem Imam beerdigt wurde, da sind wir auf den Friedhof gegangen und haben so der Familie unsere Anteilnahme gezeigt. Es ist unserem Glauben angemessen auch Andersgläubigen in Liebe und Respekt zu begegnen.
4) …Information, Respekt und auch Grenzen gegenüber den anderen Religionen. Als Paulus in Athen mit den Philosophen redete (Apg 17), da wusste er um ihre Lehren, Hoffnungen und Ängste. Und er konnte das anerkennen – nicht als wahr oder gut, aber doch als ihren Glauben, ihre Haltung, ihre Identität.
Missionare bereiten sich jahrelang darauf vor, die Menschen zu verstehen, die sie gewinnen wollen. Wie sollten wir ohne das auskommen?
5) …müssen wir fröhlich zum rettenden Glauben an Jesus einzuladen. Die Apostel sagten: „Wir können es ja nicht lassen von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“ Diese Selbstverständlichkeit gehört zu unserem Glauben. Wir werden zuhören, wo uns einer von seinem Glauben erzählt. Doch wir werden auch davon sprechen, was unser Leben trägt und begeistert.
Viele meinen, wir sollten die „guten Stammesreligionen“ erhalten, sollten Moslems ermutigen bessere Moslems zu werden und dürften Juden nicht zu unserem Glauben führen wollen. Doch bei allem Verstehen anderer Religionen bleibt, wir anderen auch die Gute Nachricht von Jesus Christus bezeugen.
6) … sollen und brauchen wir keine Angst zu haben. Als Jesus seine Jünger zu den Völkern schickt, da sagt er: „Habt keine Angst: Ich bin bei euch alle Tage!“ (Mt 28,20; Mt 10,19). Auch Paulus hatte keine Angst über den heidnischen Areopag zu schlendern. Er schaute die Götzenstatuen an und wusste: Es sind Nichtse (Apg 17; vgl. Jes 44,9ff), von denen er keine Heidenangst haben braucht (Kol 2,20ff). Die ersten Christen konnten sich frei in einer heidnischen Umwelt bewegen, weil sie wussten: „Die Erde ist des Herrn!“ (1.Kor 10,26). So können wir frei und fröhlich den Gläubigen anderer Religionen begegnen – ohne Angst vor Berührungen und Spannungen.

Das sind nur einige Leitplanken zum Thema. Und ich weiß, dass dabei manches schief gehen kann. Aber ich weiß noch viel mehr: Wenn wir die Religionen nebeneinander stellen und von unserem Glauben reden, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen! Sorgen machen müssen sich nur die, deren Lehre nicht die Liebe Gottes ist, die strenge Ordnungen lehren, die schöne Versprechen machen die aber die Herzen leer lassen. Sie müssen in Sorge sein, dass Menschen etwas Besseres bei Jesus Christus finden! (Christian Pestel)

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