Ich

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Das Ich steht heute im Mittelpunkt unseres Denkens. Doch dahinter steht keine Ich-Stärke sondern Verunsicherung und es ist unsere große Chance zu zeigen, dass das Ich das Du Gottes brauchen.


 
Wieviel bin ich wert?
Es gibt eine wahre Begebenheit, die vor einigen Jahren in New York geschehen ist. Ein Mann wurde gekidnappt. Der Kidnapper rief bei dessen Frau an und forderte $100,000 Lösegeld. Ihr gelang es, ihn auf $30,000 herunterzuhandeln.
Die Geschichte endete glücklich: Der Mann kam gesund wieder heim, das Geld wurde wiedergefunden und der Kidnapper wurde geschnappt und ins Gefängnis gesteckt. Aber fragt man sich nicht, wie es dem Mann ging, als er nach hause zu seiner Frau kam, die ihn als Sonderangebot haben wollte? Der jüdische Journalist Calvin Trillin schrieb diese Geschichte für die New York Times auf und malte sich aus, wie ihre Verhandlung mit dem Kidnapper gelaufen war: „$100,000 für den alten Kerl? Sie müssen verrückt sein. Sehen sie ihn sich nur mal an! $100,000 dafür? Das ist wohl ein Scherz. $30,000 – das ist mein letztes Angebot.
Mark Trotter kommentierte diese Geschichte vor seinem Publikum mit den Worten: “Ich könnte mir vorstellen, dass sich einige hier mit der Frau in der Geschichte identifizieren. Ich selbst aber kann mich mit diesem Ehemann identifizieren.“
 
Nur wenn ich alleine bin
Es gibt eine Geschichte von einer Frau, die in einen Aufzug einstieg, in dem ein Mann war. Als sich der Aufzug in Bewegung setzte realisierte sie, dass es scheinbar der berühmte Robert Redfort war, der neben ihr stand. Während der Aufzug sich von Stockwerk zu Stockwerk bewegte, konnte sie nicht anders, als Robert Redfort anzustarren. Sie war so aufgeregt und nervös, dass sie schließlich herausplatzte: „Sind sie wirklich Robert Redfort?“ Daraufhin antwortete Redford trocken: „Nur wenn ich alleine bin.“
 
Sei vorsichtig mit deinen Fragen!
Man sollte niemals Fragen stellen, wenn man die Antworten nicht erträgt: Es war ein Gerichtsverfahren in einer Kleinstadt der Südstaaten, wo jeder jeden kennt. Der Anwalt rief seine Zeugin in den Zeugenstand. Es war eine ältere, großmütterliche Frau. Um ihr die Angst zu nehmen fragte er: „Mrs. Jones, kennen sie mich?“ Sie antwortete: „Warum? Natürlich kenne ich sie, Mr. Williams. Ich kenne sie, seit sie ein kleiner Junge waren. Und ehrlich gesagt, sie sind eine große Enttäuschung für mich. Sie lügen, sie tratschen über ihre Frau, sie manipulieren Leute. Sie denken, sie seien ein ganz großer Fisch, aber sie haben nicht genug Hirn um zu verstehen, dass sie nur eine ganz kleine Leuchte sind. Ja, ich kenne sie.“
Der Anwalt war geschockt. Weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte, zeigte er quer durch den Raum, zeigte auf den Staatsanwalt und frage: „Mrs. Jones, kennen sie auch den Staatsanwalt?“ Sie antwortete wieder: „Warum? Natürlich kenne ich Mr. Bradley auch seit er ein kleiner Junge war. Er ist faul, er ist versnobbt und er hat ein Alkoholproblem. Er kann keine normale Beziehungen aufbauen und ist der schlechteste Staatsanwalt den wir je hatten. Und seine Frau hat er schon mit drei anderen Frauen betrogen. Ja, ich kenne ihn.“
An dieser Stelle unterbrach der Richter die Verhandlung, rief Anwalt und Staatsanwalt nach vorne und sagte mit leiser Stimme zu ihnen: „Wenn irgendeiner von ihnen sie jetzt noch fragt, ob sie mich kennt, dann werfe ich ihn ins Gefängnis wegen Beleidigung des Gerichtes“. 
 
Nicht tauschen
Rabbi Bunam sprach einmal: „Ich möchte nicht mit Vater Abraham tauschen. Was hätte Gott davon, wenn der Erzvater Abraham wie der blinde Bunam würde und der blinde Bunam wie Abraham? Da taugt es schon mehr, ich lege es drauf an, ein klein wenig über mich hinauszuwachsen.““ (Simcha Bunam von Pzysha, aus: Martin Buber. Die Erzählungen der Chassidim, Seite 754)
 
Barmherzigkeit, nicht Gerechtigkeit
Eine junge Frau lief nach der Arbeit durch einen Park. Sie hielt an einem Stand, wo ein Photograph an diesem Tag Polaroid-Photos machte. Kurzentschlossen ließ sie ein Bild machen, doch als es sich vor ihren Augen entwickelte, war sie enttäuscht und sagte zu dem Photographen: „Das ist nicht fair! Das ist nicht richtig! Sie haben mir keine Gerechtigkeit angetan!“
Der Photograph sah sich das Bild an, dann sah er die Frau an und sagte: „Fräulein, was sie brauchen ist nicht Gerechtigkeit. Was sie brauchen ist Barmherzigkeit.“
Wenn Gott uns nach seiner Gerechtigkeit beurteilt, dann wird es nicht ausreichen. Vielleicht meinen wir manchmal, es stünde gut um uns. An manchen Tagen sieht es nicht so schlecht aus. Aber wenn Gott uns mit unbestechlichem Auge ansieht, dann reicht es nicht aus. Was wir brauchen ist nicht Gerechtigkeit, sondern Barmherzigkeit. In seiner Gerechtigkeit sieht Gott Christus an – und in seiner Barmherzigkeit rechnet er uns zu Christus.

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