Bunt ist keine Farbe 4

Bunt ist keine Farbe

In Theologie, Kirche by PestelKommentar hinterlassen

„Weinheim ist bunt“ – das ist die gute Initiative gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz bei uns in der Stadt Weinheim. „Bunte Gemeinde“ sagt nun auch unser Gemeindebund und hat das zum Thema der nächsten Jahre gemacht. „Bunt ist Gottes Lieblingsfarbe“ hieß es da in einer Einladung. Doch was soll das eigentlich heißen? Bekennen wir noch Farbe? Und wann wird es uns „zu bunt“?

Natürlich meint und will diese Formulierungen für die Gemeinde etwas richtig Gutes: Alle sind willkommen, unabhängig von ihrer Rasse und Herkunft, Alter und Geschlecht, Behinderung, Orientierung und Meinung. Daran darf kein Zweifel sein! Aber heißt „bunt“, das alles akzeptiert ist oder gleichwertig ist? Das müsste dann ja auch für Nazi-Braun, Stalin-Rot oder Salafisten-Grün gelten… Und wenn alle Unterschiede aufgelöst werden, wenn alle Farben gemischt werden, so kommt dabei nur Grau heraus. „Bunt“ alleine ist also noch keine ausreichende Qualität.

Ich denke: „Bunt ist keine Farbe!“ Und nichts wird vielfältig und schön, wenn man alles mischt, wenn man alle Differenzen und Eigenarten auflöst. Im Gegenteil! Bunt heißt die Unterschiede stehenzulassen, sie zu wertschätzen – ja, vielleicht sogar sie zu feiern! In den Kirchen heißt „bunt“ oft, alles zu integrieren und zu nivellieren: „Wir glauben alle an den gleichen Gott“ oder „Gott liebt alle gleich, und jeder darf so leben, wie er will“. Und es ist ziemlich unpopulär geworden, Farbe zu bekennen oder Grenzen aufzuzeigen. Wie schade! Statt schöner Buntheit entsteht so ein fades Grau! Viel bunter und schöner ist es doch, wenn Christen den Mut haben zu sagen, was es bedeutet an Christus zu glauben. Wenn Moslems sagen: „Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet.“ Wenn ein Atheist sagt: „Mich interessiert das alles nicht. Ich brauche das nicht.“ Das muss möglich sein! Auch da ist Gemeinschaft möglich! Ja, gerade da, beginnt echte Toleranz und Buntheit!

Vielfältige Gemeinde – das ist eine Aufgabe für uns. Aber das ist auch schon unsere Realität! Wo sonst würden sich Jung und Alt, Arm und Reich, Professor und Mini-Jobber, Deutsche und Nicht-Deutsche so selbstverständlich und wohlwollend treffen, wie in Gottesdiensten und Hauskreisen? Uns hält dabei „eine Farbe“ zusammen, wo wir nicht bunt und indifferent sind, sondern eindeutig und klar: Jesus Christus, an den wir mit Freude glauben. Und diese „Farbe“ bringen wir mit in unsere bunte, vielgestaltige Gesellschaft – in Dialoge, Initiativen und vielen Freundschaften mit den Menschen um uns her.

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