Weihnachten

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Manche Pastoren zählen „Noch x-mal Weihnachten bis zur Rente“. Wie schade, denn was für ein revolutionäres Fest, was für eine seelsorgerliche Botschaft, über die neu zu staunen wir anleiten dürfen!


 

Briefwechsel zu WeihnachtenBriefwechsel zu Weihnachten 2
In diesen Weihnachtstagen hatte ich einen Briefwechsel mit einem Freund – ein fiktiver Briefwechsel mit einem fiktiven Freund:
„Lieber Christian,
hey – alles klar bei dir? Lange nichts mehr von dir gehört! Aber in der Vorweihnachtszeit kommt wohl auch so der Pfarrer mal ans Rödeln.
Ich bin gut im Rennen mit den Weihnachtsvorbereitungen. In Haus und Hof ist alles klar. Den Christbaum habe ich selbst geschlagen. Die Geschenke waren ein Klacks – Amazon sei Dank. Als Family studieren wir ein Wohnzimmerkonzert für die Großeltern ein. Es ist so eine Freude, so begabte Kinder zu haben! Du siehst: Weihnachten kann kommen! Für den Skiurlaub ist auch schon alles vorbereitet. Und du wirst es nicht glauben: Für die Steuer 2015 habe ich das Meiste schon fertig! Hinkst du immer noch 2 Jahre hinterher, alter Schwede? Nichts für ungut. Gesegnete Feiertage, Klaus“
Es ist schön, so einen Brief zu bekommen – da bin ich gleich in der richtigen Weihnachtsstimmung. Ich habe Klaus auch einen Gruß geschrieben und hoffe in aller Bescheidenheit, dass auch er mit Weihnachten zu tun hat.
Lieber Klaus,
schön, dass es dir gut geht! Wie „alle Jahre wieder“ bin auch ich voll in Weihnachtsstimmung. Ich kämpfe mich durch die Tage und Pflichten. Vieles geht mir dabei schief. Gestern habe ich einen Termin verschwitzt – peinlich. Abends stand ich dann für eine Sitzung in der Schule, aber es war die falsche Schule – wieder peinlich! Den Christbaum hat meine Frau geholt. Das Geschenk für meine Eltern kommt einige Tage zu spät. Aber das kennen sie ja, da sind sie nicht empfindlich. Die Kinder rackern sich durch die letzten Schultage. Ich bin so dankbar, dass sie sich nicht unterkriegen lassen. Die Festgottesdienste stehen wie ein Berg vor mir – die Steuer 2014 übrigens auch. Manchmal ist mir Weihnachten emotional fremd – „O du fröhliche“ und so. Gott kommt in das Dunkel? Daran habe ich echten Bedarf! Gesegnete Feiertage, Christan“ (Christian Pestel, 22.12.2013)

Verschollen bei Weihnachtsbaumsuche
Erlangen. Bei der Suche nach einem Weihnachtsbaum haben sich zwei Kinder im Tennenloher Forst bei Erlangen verirrt. Wie die Polizei am Samstag mitteilte, waren der siebenjährige Junge und das zwölfjährige Mädchen am Freitagnachmittag mit ihrem Vater in dem Wald unterwegs, als sie sich plötzlich aus den Augen verloren. Als der verzweifelte Vater nach etwa einer Stunde bei klirrender Kälte seine Kinder nicht wiedergefunden hatte, alarmierte er die Polizei. Ein Großaufgebot der Polizei suchte schließlich nach den Kindern. Auch ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera wurde alarmiert. Wenig später entdeckte dann eine Autofahrerin, die sich an der Suche beteiligt hatte, die beiden «völlig ausgefrorenen» Geschwister an einer Straße. Die Kinder waren rund drei Kilometer durch den Wald geirrt. (ddp vom 19.12.09)
=> Ist es nicht so, dass wir uns in den Weihnachtsvorbereitungen schnell verlieren und verlaufen?

Zu wenig
Kurz vor Weihnachten fand ein Postbeamter einen Brief, der an Gott adressiert war. Ratlos aber neugierig öffnete er ihn. Es war der Brief einer alten Frau, die Gott beschrieb, dass ihr die letzten 100 Euro gestohlen worden seien, und dass sie zu Weihnachten nichts zu essen habe. Sie bat Gott darum, ihr 100 Euro zu schicken.“ Der Postbeamte war gerührt von diesem Brief. Er sammelte unter seinen Kollegen und sie legten 80 Euro zusammen, die sie anonym an die alte Frau schickten. Nach einigen Tagen fand er wieder einen Brief an Gott. Er öffnete ihn und las: „Lieber Gott, danke für das Geld. So konnte ich wirklich schöne Weihnachten feiern. Leider waren es nur 80 Euro – vermutlich haben die alten Gauner von der Post den Rest genommen….“
=> Tatsächlich: Vorher freuen wir uns auf Weihnachten, hinterher aber fehlt uns oft etwas: Der Gottesdienst war nicht so toll, die Geschenke waren nicht gut – es ist immer etwas zu wenig….

Nicht das erwartete Geschenk
Eines Tages, in der Adventszeit, sagt eine Frau zu ihrem Mann: Heute Nacht habe ich etwas sehr Intensives geträumt. Mir träumte, ich hätte eine wunderbare Perlenkette geschenkt bekommen – so schön, wie ich noch nie eine gesehen habe!“ Der Mann war echt auf Zack, er sagte nicht so etwas Nutzloses wie „Jaja, manchmal träumt man schon Komisches“. Nein, er sagte: „Manchmal bedeuten Träume ja etwas. Schauen wir mal, was kommt.“ Und richtig, zu Weihnachten bekam sie ein wunderbares Geschenk, gekonnt verpackt. Als sie es öffnete war es das Buch: „Deute deine Träume richtig.“
=> Ich fürchte diese Erfahrung besteht uns allen bevor. Die Vorfreude auf Weihnachten ist wunderbar, aber die Realität ist oft ernüchternd: Die Kinder sind enttäuscht, dass sie nicht die richtigen Geschenke bekommen, die Eltern sind enttäuscht, dass sie nicht die richtigen Kinder haben – alle sind gestresst.
Aber die Enttäuschung liegt nicht an falschen Geschenken oder falschen Kindern, sondern an falschen Erwartungen!

Den töten, der sich Weihnachten ausgedacht hat
Eine Frau machte mit ihren zwei Kindern Weihnachtseinkäufe. Sie hastete durch Läden, ging kilometerlange Regalreihen mit Spielzeugen ab, sie hörte sich all die Wünsche ihrer Kinder. Nach stundenlangem Weihnachtsshopping, die Arme voller Tüten, standen sie vor dem Aufzug ins Parkhaus. Ihr fiel ein, was noch alles erledigt werden musste – die ausstehenden Einladungen, die unerledigte Weihnachtspost, der Familien-besuch, das Festessen. Als der Aufzug kam, war er voller gestresster Menschen. Sie drängelte sich mit ihren Kindern noch hinein. Und als sich der Aufzug in Bewegung setzte, sagte sie laut: „Wer hat sich eigentlich diesen Weihnachtsmist ausgedacht. Man sollte ihn einsperren, aufhängen und dabei erschießen.”
Aus dem hinteren Teil des Aufzugs kam eine Stimme: „Keine Sorge, wir haben ihn schon gekreuzigt.“

Kauf dir dein Geschenk selber
Einer älteren Witwe war es zu viel, all ihren Kindern und Enkeln ein Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Darum beschloss sie ihnen allen eine Weihnachtskarte und eine Scheck zu schicken. Sie schrieb die Karten und warf die Briefe ein. Einige Tage später jedoch fand sie die vorbereiteten Schecks, die sie vergessen hatte, bei zu legen. Sie erschrak, als sie sich erinnerte, was sie auf jede Karte geschrieben hatte: „Kauf dir dein Geschenk selber.“

Weibliche Rentiere
Hier einige erfrischende Neuigkeiten: Das Alaska-Department für Fischen und Jagen berichtet, dass bei den Rentieren sowohl die Männchen als auch die Weibchen ein Geweih tragen. Die Männchen werfen ihr Geweih zu Anfang des Winters ab, die Weibchen im Frühjahr, kurz vor der Setzzeit. Deshalb steht jetzt zweifelsfrei fest – und alle verfügbaren Abbildungen beweisen es – dass die Rentiere vor dem Schlitten des Weihnachtsmannes allesamt Weibchen sind!
Wir hätten es wissen müssen: Wer sonst würde sich so vor einen fremden Karren spannen lassen, würde trotz Schwangerschaft einen dicken Mann mit roter Zipfelmütze bedienen, und dabei auch noch fremden Kindern eine Freude machen?

Drei weise Frauen
Was wäre eigentlich geschehen, wenn nicht drei weise Männer aus dem Morgenland nach Bethlehem gekommen wären – sondern drei weise Frauen? Es ist ziemlich offensichtlich: Sie hätten gleich nach dem Weg gefragt und hätten nicht in die Sterne geschaut. Darum wären sie auch rechtzeitig zur Geburt da gewesen und hätten Maria bei der Entbindung geholfen. Sie hätten den Stall geputzt und nett geschmückt. Sie hätten Maria über das Stillen beraten und ein gutes Essen gekocht. Und für das Kind hätten sie nicht Gold, Weihrauch und Myrre mitgebracht, sondern ein Mützchen, Penatencreme und eine Rassel. Auch herumgesprochen hätte sich die Sache auch viel schneller.

Der König mit den leeren Händen
[Die Geschichte „Der König mit den leeren Händen (aus „Entscheidung“ 6/2005) als Krippenspiel umgesetzt. Die Idee: Die Geschichte wird alleine von einem Erzähler vorgelesen; Die Schauspieler agieren pantomimisch nach dem gelesenen Text, nur zuletzt haben Josef und die 3 Könige Sprechrollen. Die Erfahrung von Weihnachten 2016: Leicht und mit wenigen Proben zu realisieren; sehr gute Resonanz!]
Erzähler: Es war mal wieder soweit und Weihnachten rückte näher. Sorgenvoll blickte der Pastor dem Fest entgegen [Pastor steht ratlos da]. Wie sollte man es dieses Jahr feiern? Wie die alte Botschaft nekoenig-mit-den-leeren-haenden-1u und packend nahebringen? Schließlich kam ihm die rettende Idee! Natürlich, es sollten sich andere darum kümmern! Er griff zum Telefon [Telefon] und rief die Kinder-Diakonin an [Kinder-Diakonin steht am anderen Ende mit Telefon]. Er schildert seine Not. Er fragte sie um Rat. Er bat sie um Hilfe und sie ließ sich erweichen. Nun war er das los [Pastor setzt sich, Diakonin steht], und Sie hatte es am Hals. Ja, was tun? Ein Krippenspiel musste her. Und nicht nur das. Mitarbeiter mussten überzeugt und ein Leiter oder eine Leiterin musste gefunden werden. Ja, das war es! Sie griff zum Telefon [Leiterin steht auf mit Telefon] – und Bingo! Jemand biss an. Eine Leiterin war gefunden. Und auch sie war es los [Diakonin setzt sich, Leiterin koenig-mit-den-leeren-haenden-2steht]. Nun begann die Suche nach einem Krippenspiel [blättert Unterlagen durch]: Ein Musical – zu aufwendig. Ein Schattenspiel – zu kompliziert. Schwarzlicht-Theater – nicht dunkel genug! „Hilfe die Herdmanns kommen“ – zu bekannt! Sie wurde und wurde nicht fündig. Und schließlich schrieb sie selbst ein Stück. Nur die Geschichte nach der Bibel – mit Maria und Josef auf der Reise – die Suche nach einer Herberge in Bethlehem – der Stall und die Geburt – die Hirten und der Engel – so wie das jeder kennt. Das war nicht großartig wie ein Musical, nicht exotisch wie Schwarzlichttheater – aber alles, worauf es ankommt: „Euch ist heute der Heiland geboren, ein Baby, in einer Krippe liegend. Lasst uns nach Bethlehem gehen und sehen, was dort geschehen ist.“ Die alte, wunderbare Geschichte.

Das war also geklärt. Doch nun mussten Schauspieler gefunden werden. Zuerst Maria natürlich – eine beliebt Rolle, aber oft mit viel Text [Leiterin stellt die Kinder der Reihe nach vorne auf; „Maria“]. Und natürlich Josef. Aber der hat meist nicht viel sagen und ist einfach zu spielen [„Josef“]. Dann zwei Herbergsbesitzer – das eignet sich auch für etwas wildere, polternde Kinder. [„2 Herbergsbesitzer“]. Dann wurden noch 3 Hirten gebraucht [„Hirten“]. Und zuletzt der Engel. Der Engel ist am Besten ein großer Jung, denn schließlich sagt er: „Fürchtet euch nicht!“ [„Engel“]
Und nun mussten die Kostüme besorgt werden. Doch an dem Punkt kam zum ersten Mal auch richtig Freude auf – als koenig-mit-den-leeren-haenden-3sich Maria das Kissen für die Schwangerschaft vor den Bauch, und Josef seinen Stock bekam,  und sich die Hirten in Felle hüllten und sich der Engel engelsgleich fühlten konnte [dabei streifen die Kinder die Kostüme über].
Danach konnte geprobt werden. Es war gar nicht so schwer, denn jeder kannte ja die einzelnen Szenen – Maria und Josef, die nach Bethlehem kommen [treten von der Seite her auf] – die Herbergsbesitzer, die keinen Platz haben [schicken die beiden Weg] – Maria, die in einem Stall ein Baby bekommt [Maria und Josef in der Mitte mit Puppe] – und der Engel, der die Hirten nach Bethlehem schickt [Engel, Hirten gehen zu Maria und Josef; zuletzt stehen alle eingefroren als Szenebild].

Alles klappte wunderbar. Sogar die Generalprobe, kurz vor Heiligabend, lief gut und alle waren guter Stimmung – bis jemand sagte: „Wir haben ja die 3 Weisen aus dem Morgenland vergessen!“ Die Leiterin meinte, das sei vielleicht doch gar nicht so schlimm [Leiterin steht auf], doch der Pastor meint, das ginge überhaupt nicht [Pastor steht auf und schüttelt den Kopf] und die Kinder-Diakonin sagte, das hätten sie noch nie gehabt [Diakonin steht auf und schüttelt den Kopf]. Darum wurden 3 Leute aus der Kirche angesprochen wurden. Sie müssten nichts proben, sondern sollten ganz spontan als „Könige“ dem Baby ihre Geschenke bringen. Und so kam der Heiligabend. Das Krippenspiel lief wunderbar [Standbild bleibt stehen]. Und zuletzt kamen die Weisen – ungeprobt und ganz live, wie im Leben eben.

Der erste König trat auf… [eine Person aus der Gemeinde, zu der der Text passt, oder Text für die Person umschreiben] – ein Mkoenig-mit-den-leeren-haenden-4ann, Mitte vierzig vielleicht oder auch schon älter. Er hatte eine Krücke dabei, brauchte sie aber offenbar nicht. Alle schauten gespannt und spitzten die Ohren, als er die Krücke vor der Krippe ablegte und sagte [er spricht selbst]:
„Ich hatte in diesem Jahr einen Autounfall. Ich lag lange im Krankenhaus. Niemand konnte mir sagen, ob ich je wieder laufen kann. Jeder kleine Fortschritt war für mich ein Geschenk. Diese Zeit hat mein Leben verändert. Ich bin aufmerksamer und dankbarer geworden. Es gibt für mich nichts Kleines und Selbstverständliches mehr, aufstehen am Morgen, sitzen, gehen und stehen, dabei sein, alles ist wunderbar, alles ein Geschenk. Ich lege diese Krippe vor die Krippe als Zeichen für meinen Dank für den, der mich wieder auf die Beine gebracht hat!“
Sprecher: Es war sehr still geworden in der Kirche, als der zweite König nach vorne trag. Der zweite König war eine Königin, Mutter von zwei Kindern. koenig-mit-den-leeren-haenden-5Sie sagte [sie spricht selbst]:
„Ich schenke dir etwas, was man nicht kaufen und nicht sehen und nicht einpacken kann und was mir heute noch das Wertvollste ist. Ich schenke dir mein Ja, mein Einverständnis zu meinem Leben, wie es geworden ist, so wie du es bis heute geführt hast, auch wenn ich zwischendurch oftmals nicht mehr glauben konnte, dass du wirklich einen Plan für mich hast. Ich schenke dir mein Ja zu meinem Leben und allem, was dazugehört, meine Schwächen und Stärken, meine Ängste und meine Sehnsucht, die Menschen, die zu mir gehören, mein Ja zu meinem Zweifel auch und zu meinem Glauben. Ich schenke dir mein Ja zu dir, Heiland der Welt!
Sprecher: Jetzt trat der dritte König vor. Ein junger Mann mit abenteuerlicher Frisur, top gekleidet, gut gestylt, so wie er sich auf jeder Party sehen lassen könnte, und alles hielt den Atem an, als er mit ziemlich lauter Stimme sagte [er spricht selbst]:koenig-mit-den-leeren-haenden-6
„Ich bin der König mit den leeren Händen! Ich habe nichts zu bieten. In mir ist nichts als Unruhe und Angst. Ich sehe nur so aus, als ob ich das Leben leben kann, hinter der Fassade ist nichts, kein Selbstvertrauen, kein Sinn, keine Hoffnung. Dafür aber viel Enttäuschung, viel Vergebliches, viele Verletzungen auch. Ich bin der König mit den leeren Händen. Ich zweifle an so ziemlich allem, auch an dir, Kind in der Krippe. Meine Hände sind leer. Aber mein Herz ist voll, voller Sehnsucht nach Vergebung, Versöhnung, Geborgenheit und Liebe. Ich bin hier und halte dir meine leeren Hände hin und bin gespannt, was du für mich bereit hast….“
Erzähler: Alle waren wie vom Donner gerührt. Das passte so gar nicht zur den 3 Weisen und zur Feststimmung. Das schöne Krippenspiel drohte zu kippen. Doch plötzlich ging Josef spontan zur Krippe [Josef tut das], einen Strohhalm herausnahm, zu dem König mit den leeren Händen ging und ihm sagte: „Nicht du musst dem Kind in der Krippe etwas schenken. Es ist der versprochene Retter! Es ist der Strohhalm, an den du dich klammern kannst.“
[Sprecher]: „Weil alle spürten, dass so gesehen alle mehr oder weniger Könige mit leeren koenig-mit-den-leeren-haenden-7Händen waren, trotz voller Taschen und Geschenke, konnte man die Betroffenheit mit Händen greifen. Und so kam es, dass am Ende auch noch andere Leute in der Kirche nach vorne zur Krippe gingen und sich einen Strohhalm nahmen. Und da wurde auf einmal deutlich, dass es am Heiligen Abend ganz und gar keine Schande ist, mit leeren Händen dazustehen, sondern geradezu die Voraussetzung dafür, dass man etwas entgegennehmen, etwas bekommen kann. [Licht aus, Körbe mit den Strohhalm-Karten werden herumgereicht] (Christian Pestel, Heiligabend 2016;  Herzlichen Dank besonders an Heike Sckuhr, Anna Hettche, Dierk Evers und die 3 Könige für die gelungene Realisierung!)

 

Ein alternatives KrippenspielWeihnachten - Alternatives Krippenspiel
Maria und Joseph [Maria mit einer Babypuppe auf dem Arm] gehen langsam zum Altar. Dort liegt in einem Stacheldrahtknäuel ein Globus. Der Stacheldraht bietet auch Platz für das Christkind. Sprecher 1 und 2 stehen mit Abstand rechts und links von dieser Stacheldraht-Krippen-Szene. Wenn Maria das Kind in den Stacheldraht legen will, beginnt Sprecher 1 und hält sie zurück. Wenn Maria sich wieder von der Drahtrolle entfernt, beginnt Sprecher 2, um sie zu ermutigen.
Sprecher 1  (laut:) Maria, leg das Kind nicht in die Welt aus Stacheldraht! Dort herrscht Not und Elend, Hunger und Armut. Dieses Kind gehört nicht in diese Welt..
(ruhiger:) Das ist kein Platz für ein Kind. Sieh dich doch um: Du kannst doch nicht in einem Stall gebären. Willst du den Kleinen in eine schmutzige Krippe legen? Leg das Kind nicht in diese dunkle Welt….
Sprecher 2 (ruhig:) Diese Welt braucht das Kind! Ein Kinder, dass als Licht in Dunkelheit und Elend kommt. Ein Kind, dass Frieden in das Leid bringt. Ein Kind, dass ihnen Gott zeigt. Die Welt braucht dieses Kind, dass selbst das wahre Licht ist, das der Friede ist, das Gottes Sohn ist. Leg das Kind ruhig in diese Welt, in diesen dunklen Stall.
Sprecher 1 (laut:) Maria, leg das Kind nicht in diese Welt aus Stacheldraht! Die Welt ist gefährlich. Gewalt und Terror und Krieg überall! Und auch seine Feinde warten schon! Bald fließen sogar hier in Bethlehem Blut und Tränen!
(Ruhiger:) Das ist kein Platz für dein Kind. Die Welt ist hart und ungerecht. Willst du ihm Gefahr und Leid zumuten? Leg das Kind nicht in diese Welt voller Stacheln!
Sprecher 2 (ruhig): Ja, die Welt ist hart. Aber genau darum braucht sie das Kind! So heißt es doch bei Jesaja: „Denn jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, jeder Mantel, der mit Blut befleckt ist, wird verbrannt werden. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.“ Lege deinen Sohn ruhig in diese Welt. Er wird den Frieden Gottes bringen..
Sprecher 1 (Laut:) Maria, leg das Kind nicht in diese Welt. Die Welt ist sündig und schlecht. Sieh sie dir doch an – die Menschen, die Gesellschaft, die täglichen Nachrichten. Solle Gott da hinein kommen? Sollen wir Gott in die Gosse ziehen?
(Ruhiger:) Wie könnte der Heilige in diese Welt kommen! Er, der von Sünde nichts weiß, den kein Sünder sehen kann. Er würde doch von unserer Sünde beschmutzt. Und würden wir nicht die Hoffnung auf den heiligen Gott verlieren? Leg das Kind nicht in diese Welt.
Sprecher 2 (ruhig):  Wir brauchen dieses Kind! Lege es ruhig in die sündige Welt – dorthin, wo Stolz, Neid, Aggression und Gottlosigkeit sind. Es soll Dieben und Huren und Heuchlern begegnen – den Menschen mit ihrer Sünde. Es soll ihnen von Vergebung und Glauben erzählen. Der Engel hat doch gesagt: „Du wirst einen Sohn gebären und er wird sein Volk retten von ihren Sünden.“ Leg dein Kind ruhig in diese Welt. Er kommt doch wegen der Sünde!
Sprecher 1  (laut:) Maria! Nein, lege dein Kind nicht in diese harte, gefährliche, sündige Welt! Wie könnte dein reines Kind dort leben!? Es würde leiden – verfolgt und getötet werden.
(ruhig:) Könntest du sein Elend mit ansehen? Könntest du die Gewalt ertragen, die man ihm antut? Möchtest du an seinem Grab stehen? Wenn du dein Kind in diese Welt legst, wird auch durch deine Seele ein Schwert dringen! Lege dein Kind nicht in diese Welt!
Sprecher 2 (ruhig): Leg dein Kind ruhig in diese Welt — so wie Gott es getan hat……
„So sehr hat Gott uns Menschen lieb …. dass er seinen einzigen Sohn gab.“ Er gab ihn in die dunkle, harte, sündige Welt. Er gibt ihn heute hier in Bethlehem in eine schäbbige Krippe. Und später in ein Grab hier in der Nähe. So sehr hat Gott die Welt geliebt! In ihm ist erschienen die Freundlichkeit Gottes – dass wir wieder an Gottes Vergebung und Liebe glauben können. Leg deinen Sohn ruhig in diese Welt.
[Maria zögert – dann legt sie das Kind in die Dornen]
Sprecher 2:  „Fürchtet euch nicht, denn ich verkündige euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil wird. Denn euch ist heute der Retter geboren. Und das soll euer Zeichen sein: Ihr  werdet ein Kind in Windeln finden, dass in einer Krippe liegt.“ „Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk!“ (Christian Pestel, 18.12.2004)

Sprüche zu „Weihnachten“
1. Je mehr Weihrauch, je weniger Stallgeruch von Bethlehem, desto größer wird die Entfernung von dem, auf den sich die Kirche beruft. (Peter Klever)
2. Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren
Und nicht in dir: Du bliebst doch ewiglich verloren. (Angelus Silesius, aus dem „Cherubinischen Wandersmann“ [1674])
3. Vor Gott muß man sich beugen, weil er so groß ist, vor einem Kind, weil es so klein ist. (Johann Heinrich Pestalozzi, 1746-1827, Schweizer Pädagoge, Sozialreformer und Schriftsteller)
4. Es waren nur einige Hirten am ersten Bethlehem. Ochs und Esel verstanden mehr vom ersten Weihnachten, als die Priester in Jerusalem. Und heute ist es noch genauso. (Thomas Merton in The Seven Storey Mountain. Christianity Today, Vol. 39, no. 14.)
5. Viel war´s, daß Gott den Menschen sich gleich schuf.
Viel mehr, daß Gott sich selbst zum Menschen machte. (John Donne, Holy Sonnet 15)
6. Wie zur Beschämung der gewaltigsten menschlichen Anstrengungen und Leistungen wird hier ein Kind in den Mittelpunkt der Weltgeschichte gestellt. (D. Bonhoeffer)
7. Gottes Sohn wurde Mensch. Unser Verstand bemüht sich vergebens, in das große Geheimnis der Menschwerdung des Gottessohnes einzudringen. Er bleibt nur übrig, das zu tun, was die Hirten taten: anzubeten, zu glauben und Gott zu preisen. (Alfred Kardinal Bengsch, 1921-1979)

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