Glück

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Die Suche nach Glück ist ein starker Antrieb für das Leben – doch ist es auch ein guter Kompass?
Und suchen wir vielleicht oft in der ganz falschen Richtung?

Christentum macht nicht glücklich, aber eine Flasche Portwein
„Ich habe einen Bekannten, der schon über achtzig ist, der ein Leben in völligem Egoismus und Selbstbezogenheit geführt hat. Und er ist, das muss ich zugeben, einer der glücklichsten Menschen, die ich kenne. Vom moralischen Standpunkt aus ist das sehr schwierig. Wie sie vielleicht wissen, war ich nicht immer Christ. Und ich wurde nicht religiös um glücklich zu werden. Ich wusste immer, das das eine Flasche Portwein tun würde. Wenn du eine Religion suchst, die dich glücklich macht, dann würde ich ganz sicher nicht das Christentum empfehlen.“ (C.S. Lewis,  „God in the Dock, Essays on Theology and Ethics“  Grand Rapids, Eerdmans  1970 pp.58-59.)

Glücklich – bis zur Selbstvernichtung
James Olds (30.5.1922-21.8.1976) war ein US-amerikanischer Psychologe. Olds arbeitete über das Belohnungssystem im Gehirn und gilt als einer der Begründer der modernen Neurowissenschaften. 1954 gelang es Olds, Ratten eine elektrische Sonde ins Lust- und Belohnungszentrum des Hypothalamus zu platzieren. Ihm gelang ein Versuchsaufbau, bei dem die Ratten selbst einen Lust-Reiz über diese Sonde auslösen konnten. Dabei zeigte sich, dass sie bis zu diesen Impuls bis zu achttausendmal pro Stunde auslösten, ununterbrochen, stunden- oder tagelang , ohne irgendein Interesse an Nahrungsaufnahme, Sex, oder Schlaf zu zeigen – bis sie starben.

Die Leiden des großen Goethe
„Man hat mich immer als einen vom Glück besonders Begünstigten gepriesen; auch will ich mich nicht beklagen und den Gang meines Lebens nicht schelten. Allein im Grunde ist es nichts als Mühe und Arbeit gewesen, und ich kann wohl sagen, daß ich in meinen fünf und siebzig Jahren keine vier Wochen eigentliches Behagen gehabt. Es war das ewige Wälzen eines Steines, der immer von neuem gehoben seyn wollte.“ (J.W.v.Goethe im hohen Alter, nach einem Leben voller Erfolge und gesellschaftlicher Anerkennung; in „Gespräche mit Goethe“ von Johann Peter Eckermann. am 27.11824)

“Tue es jetzt!”
Der Chef eines kleinen mittelständischen Betriebes wollte seine Mitarbeiter motivieren. Darum hängte er überall Plakate auf mit dem Slogan “Tue es jetzt!” Und er rechnete fest damit, dass sich in der Belegschaft neue Motivation bemerkbar machen würde.
Doch einige Wochen später ließ er die Plakate wieder entfernen. Als er danach gefragt wurde, sagte er: „Es hat einfach zu gut funktioniert. Der Buchhalter hat sich 20.000 Dollar abgezweigt. Der Bürovorsteher ist mit er besten Sekretärin durchgebrannt, die ich jemals hatte, und die Arbeiter in der Werkstatt sind alle der Gewerkschaft beigetreten und in Streik getreten.“

Der Mann ohne Hemd
Vor langer, langer Zeit, als die Erde noch jung war und die Märchen noch wahr waren, lebte ein Zar. Eines Tages lag er schwerkrank danieder und versprach die Hälfte seines Reiches demjenigen, der ihm Heilung bringe. Da versammelten sich die Weisen des Landes und beratschlagten, wie sie dem Zaren helfen könnten. Aber niemand wusste Rat. Nur ein Weiser erklärte: „Wenn man einen glücklichen Menschen findet, ihm sein Hemd auszieht und es dem Zaren anlegt, dann wird der Zar genesen.“
Daraufhin schickte der Zar Boten aus, die in seinem weiten Reich einen glücklichen Menschen suchen sollten. Aber es gab keinen einzigen Menschen, der mit allem wahrhaft zufrieden und deshalb glücklich gewesen wäre. Der eine war zwar gesund, aber in seiner Armut unglücklich. Und wenn einer gesund und reich war, dann war die Ehe unglücklich oder seine Kinder waren nicht geraten. Kurz, jeder klagte über sein Los und nannte es ungerecht. Eines Abends ging der Zarensohn an einer armseligen Hütte vorüber, und er hörte, wie drinnen jemand sagte: „Nun habe ich meine Arbeit getan, habe mich satt gegessen, satt getrunken und gehe schlafen – was fehlt mir noch? Ich bin der glücklichste Mensch.“
Den Zarensohn erfasste eine große Freude. Nach seiner Rückkehr in den Palast befahl er, diesem Mann sein Hemd auszuziehen und ihm dafür so viel Geld zu geben, wie er nur wünschte, und dem Zaren das Hemd zu überbringen. Die Boten eilten zu dem Glücklichen, um ihm gegen schweres Gold sein Hemd einzutauschen. Aber der Glückliche war so arm, dass er nicht einmal ein Hemd am Leibe hatte. (nach Leo Tolstoi)

 

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