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Jäger im Vegan-Laden – Oder: Christlicher Glaube im Pluralismus

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Jede Zeit hat ihr Zauberwort – „Peace“ in den 70ern, „Waldsterben“ in den 80ern, „Globalisierung“ in den 90ern, und heute ist es „Vielfalt“. Uns ist wichtig, dass alle gleichberechtigt sind, und wir haben dafür Anti-Diskriminierungsgesetze, Quoten und Plakat-Kampagnen. Deutsche Gerichte haben sogar schon muslimische Kinderehen (nur die Mädchen sind Kinder!) anerkannt, um keinen zu benachteiligen. Na ja…

Für Christen und Gemeinden aber ist diese Vielfalt ein Problem – und eine Chance!

Das Problem ist, dass die Gesellschaft alles nebeneinander stehen lassen kann, eine Gemeinde aber nicht. Zwar versuchen das einige Kirchen und sie marschieren im Gleichschritt mit Politik und Medien. Doch eigentlich ist klar, dass Gemeinden in der Vielfalt ihre Identität wahren müssen, wie andere Wertegemeinschaften auch: Ein Vegan-Laden kann kaum einen aktiven Jäger an die Gemüsetheke stellen und eine Gemeinde nicht allen Interessen und Meinungen Raum geben. Das zu wollen, würde vegane Initiativen und christliche Gemeinden zerstören.

Was für Veganer Ernährungsfragen, das sind für Christen einige dogmatische und ethische Themen – der Gott Israels, Jesus und sein Kreuzestod, die Bibel und ihre Gebote. Das alles ist für die Gesellschaft natürlich belanglos oder gar falsch: Einen Arbeitgeber oder Vermieter darf nicht interessieren, wer zu wem betet, oder wer mit wem schläft. Zu Recht! Einer Gemeinde aber kann das nicht egal sein. Und sie muss damit leben, einigen als prüde und intolerant zu erscheinen. Das ist unser Problem.

Doch das ist auch unsere Chance! Denn eine liberale Gesellschaft kann kaum Orientierung geben. Sie darf nicht sagen, was gut und was schlecht ist, außer auf Zigarettenschachteln. Sie kann auch kaum noch Grenzen ziehen, nicht mal bei „Kinder“-Ehen. Eigentlich kann sie nur die Buntheit predigen und die Vielfalt moderieren.

Eine Gemeinde aber kann Halt, Heimat und Orientierung geben. Sie steht für eigene Werte und muss und will es nicht einmal jedem Recht machen. Sie darf Grenzen ziehen, wie ja auch der Vegan-Laden. Vor allem aber kann sie Lebenssinn vermitteln, Zuversicht in Schwierigkeiten geben und Hoffnung über den Tod hinaus – was den Pluralismus nun wirklich überfordert. Interessanterweise haben die Christen ihre Identität ausgerechnet in der Vielfalt des römischen Reiches gefunden. Paulus sagt es so: „Wir verkünden den gekreuzigten Christus als den von Gott versprochenen Retter. Für Juden ist das eine Gotteslästerung, für die anderen barer Unsinn. Aber alle, die von Gott berufen sind, erfahren in dem gekreuzigten Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (1.Kor 1,23f).

Im Pluralismus des römischen Reiches hätten die Gemeinden schnell ihre Kraft und Ausstrahlung verlieren können, wenn sie an Jesus fesgethalten und dem Kaiser geopfert hätten, wenn sie ihre Bibel geliebt und sich mit der römischen Moral versöhnt hätten. Doch sie fanden ihre Identität und Kraft darin, exklusiv an Jesus Christus festzuhalten und fröhlich zum Glauben einzuladen!

Ebenso ist es auch heute für uns. Wenn wir als Gemeinden unsere Werte in den Hintergrund stellen, dann werden viele applaudieren – und uns schnell vergessen. Wenn wir aber Jesus bekennen und zum Glauben an ihn einladen, dann wird das zwar nicht allen gefallen, doch es wird die ansprechen, die sich in Wohlstand und Materialismus nach Gott sehnen, die in der Beliebigkeit nach dem Lebenssinn fragen und die in der Überfülle nicht mehr satt werden. Sie finden mit uns zusammen in dem gekreuzigten Christus Gottes Kraft und Weisheit – und Freude und Frieden und Hoffnung und Neuanfang und Segen und und und. (Christian Pestel, 6.7.2016)

 

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